Lieber Schleimscheißer, liebe Schleimscheißerin,

was mich wirklich ankotzt, sind diese selbstgerechten Moralapostel. Die, die mir ständig sagen, ich wäre von gestern, weil ich ihren Mist nicht mitmache. Nicht Du - Du bist wenigstens ehrlich in Deiner Verlogenheit.

Gestern noch »Black Lives Matter«-Fahnen vor der Konzernzentrale. Heute? Diversity ist out, Baby! Walmart macht die Rolle rückwärts, und nicht nur die. Trump kommt, neue Zeiten brechen an. Tja, und Geschäftseffizienz ist der neue und alte Slogan. Nur der Kurs wird dem Zeitgeist angepaßt, kein Problem.

Auf der anderen Seite: Enttäuschung! Futsch der Stolz, all diese wichtigen Firmen überzeugt zu haben, endlich mal das RICHTIGE zu tun. Na, die Überzeugung saß wohl nicht sehr tief, oder?

Ich sitze in meiner Küche. Trinke schwarzen Tee. Denke an die »Wir sind mehr«-Demos in Chemnitz vor einiger Zeit. Ich war nicht dabei. Diese selbstgerechte Massenhysterie ging mir schon damals auf den Sack. Als ob Quantität jemals ein Qualitätsmerkmal gewesen wäre.

»Du mußt mit der Zeit gehen«, sagen sie. »Die Mehrheit sieht das anders als du«, sagen sie. Und dann kommt dieser Blick. Dieser »Wir-sind-die-Guten«-Blick. Zum Kotzen.

Die Mehrheit hat immer Recht? »Nee«, sagen sie, »aber unsere«. Alles Schwachsinn hoch drei. Die Mehrheit ist wie eine Herde aufgescheuchter Schafe. Rennt jedem Hirten hinterher, der laut genug pfeift.

Auch in Deutschland werden dieselben Firmen, die heute noch »diversity« und »Inklusion« sabbern, morgen wieder umfallen. Wie Dominosteine. Klack, klack, klack. Und wer nicht mitmacht und weiter gendert? Ist gestrig.

Zwischen den Fronten stehe ich, die Teetasse in der Hand. Grinse bitter. Links schreit: »Sprich gerecht! Inkludiere!« Rechts brüllt: »Sprich deutsch!« Beide können mich mal.

Sie üben Druck aus. Wollen mich in ihre Schablonen pressen. »Das macht man heute so«, flöten sie. Verpacken ihre Gewalt in Watte. Nennen es Fortschritt.

Mein innerer Kompass sagt: »Bleibt mir weg mit eurem Herdenquatsch«. Das ist meine Ethik. Und die ist nicht verhandelbar.

Nicht mehrheitsfähig? Na und? Die Konzerne werden weiter ihre Geldfähnchen nach dem Wind drehen. Die Masse wird weiter grölen. Die selbsternannten Guten werden weiter ihre moralischen Knüppel schwingen, mit oder ohne Mehrheit. Und ich? Ich sitze hier. Trinke meinen Tee.

Euer Karl

Ach ja: Der Tee ist jetzt kalt. Die Wahrheit bleibt. Bitter wie immer. Und das ist auch gut so. Kein Nulltarif. Wäre ja noch schöner!