KLOPFZEICHEN
Lieber Martin,
da hockst du. Vorm Mac. Wie ein Kind im Sturm. Jeder Klick ein Sprung ins kalte Wasser. Und ich? Sitze daneben. Koche. Platze fast.
Ich seh's in deinen Augen. Die Angst vorm Chaos. Jedes Fenster muss zu. Jeder Ordner clean. Als würde sonst die Welt aus den Fugen gehen und in sich zusammenfallen.
Weißt du was? Ich bin der gleiche Freak. Kontrollzwang deluxe. Will dir zeigen, wo's langgeht. Meinen Weg. Der einzig wahre Weg. Was für'n Schwachsinn.
Gestern hab ich's irgendwann kapiert. Als du zum zehnten Mal fragtest: "Wie war das nochmal?" Da kochte was in mir hoch. Giftig. Bitter. Meine eigene scheiß Ungeduld.
ChatGPT könnte dir alles erklären. Sanft. Geduldig. Ohne Frust. Aber nein - du willst es von mir hören. Immer wieder. Und ich? Werd zum Arsch. Zynisch. Kalt. Nee - heiß!
Ich seh mich selbst in deiner Sturheit. Auch mit 63 noch der alte Dickkopf. Du kämpfst mit Fenstern, ich mit dem Vulkan in mir. Beide gefangen in der eigenen Show.
Lass uns lieber in den Proberaum gehen. Deine Tracks mal live singen. Bis die Wände wackeln. Bis der Schweiß fließt, und Lava. Da braucht's keine Worte. Hoffentlich. Nur jede Menge Strom und Lärm.
Der Mac wird der Mac bleiben. Immer. Deine Art wird bleiben. Meine auch. Zwei Betonköpfe auf der Suche nach dem richtigen Takt.
Prost auf uns Sturköpfe.
Dein Spiegelbild